Eine besondere Freundschaft aus der Wendezeit
Sport und Alkohol sind eigentlich 2 Dinge, die so gar nicht zu einander passen. Es gibt aber auch Momente, wo das richtige Leben die Zeichen etwas anders setzt. Der antike griechische Lyriker Alkaios von Lesbos kam bereits zu der Erkenntnis, dass im Wein die Wahrheit liegt. Einige Tennissportler des TSV Zella-Mehlis e. V. haben das unmittelbar nach der gesellschaftlichen Wende in besonderer Weise erlebt und die vielen Facetten der Wahrheit zu dieser Zeit führten zu einer ganz besonderen Freundschaft.
Wenige Wochen nach dem Fall der Mauer kam es im Januar 1990 in Bad Kissingen zu einen ersten deutsch-deutschen Tennisvergleich zwischen den damaligen Bezirken Suhl und Unterfranken. Ein tolles Erlebnis und ganz spontan entstand zwischen Spielern aus Zella-Mehlis und Schweinfurt eine Freundschaft, die bis heute andauert und der Ausgangspunkt dieser Geschichte ist. Helmbrecht Hingkeldey aus Schweinfurt und Wolfgang Schlegelmilch aus Zella-Mehlis sowie deren Familien trafen sich fortan regelmäßig und noch im Juni 1990 wurde ein Freundschaftsvergleich der Tennisclubs aus Schweinfurt und Zella-Mehlis vereinbart. Zur Begrüßung und Betreuung der Gäste wurde im damaligen Delikat-Laden der teuerste Rheinhessenwein gekauft und keiner konnte begreifen, dass dieser Wein den Gästen aus Unterfranken überhaupt nicht schmeckte. Damit begann ein neues Kapitel der freundschaftlichen Verbindung, denn noch 1990 – am Vorabend des 1. Advents – lud Helmbrecht Hingkeldey seine Zella-Mehliser Freunde in das Weingut Behringer nach Abtswind ein. So unglaublich es auch klingen mag, aber da wurde der Grundstein für eine freundschaftliche Verbindung gelegt, die inzwischen 35 Jahre andauert und jedes Jahr einen besonderen Stellenwert im Veranstaltungskalender hat.
Der Ort Abtswind liegt am Fuße des Friedrichsbergs im Westen des Naturparks Steigerwald und wurde 783 erstmals urkundlich erwähnt. Schon im Mittelalter entstand die Tradition des Weinbaus und seit 1634 besteht das Weingut Behringer. Der Vater der heutigen Betreiberfamilie Behringer übernahm in einer herzlichen Art und Weise die Betreuung der Zella-Mehliser Gäste und führte Sie in die Kunst des Weinbaus und natürlich auch des Weintrinkens ein. In einem durchaus weinseligen Moment wurde dann beschlossen, im folgenden Jahr zum 1. Advent den Besuch und den „Weinkurs“ zu wiederholen. Daraus ist inzwischen eine 35 Jahre andauernde intensive freundschaftliche Verbindung entstanden, die inzwischen von der Familie Ingrid und Thomas Behringer, den Schweinfurter Freunden und natürlich den Tennissportlern aus Zella-Mehlis liebevoll gepflegt wird.
Nicht wenig Frankenwein wird inzwischen in Zella-Mehlis und im TSV getrunken. Vereinsveranstaltungen werden immer durch das Weingut unterstützt und Weinverkostungen im Tennisclub des TSV werden von den Mitgliedern und Freunden des Vereins gern angenommen. Einer der Höhepunkte dieser vereinsmäßigen Verbindung war 2005 nach der Verwüstung des Sportplatzes am Köpfchen durch Wildschweine die Kreation eines besonderen Rotweines mit einem Wildschwein auf dem Etikett, dessen Verkauf eine große Hilfe bei der Wiederherstellung des Sportplatzes war und noch heute der „Vereinswein“ des TSV Zella-Mehlis mit dem besonderen Namen „Sauguter“ ist.
Auch im 35. Jahr der freundschaftlichen Verbindung steht erneut am Vorabend des 1. Advent der Besuch im Weingut Behringer an und es sind auch ein paar besondere Höhepunkte geplant. Dazu soll neben der Verkostung neuer Weinkreationen auch noch einmal eine Führung durch den historischen Weinkeller erfolgen. Inzwischen gehört auch das traditionelle fränkische Gänseessen nach der Weinverkostung zum festen Programm und am 1. Advent selbst wird einer der traditionellen fränkischen Weihnachtsmärkte in der Umgebung besucht.
